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Die Qual der Wahl Teil IV

Jetzt ist dann aber auch mal gut
copyright Rottweil ist überall

Das war durchaus nicht als Fortsetzungsgeschichte gedacht. Ich war davon ausgegangen, ein Mal überlegen, ankreuzen, fertig. Dass mich das so beschäftigt und ich über Wochen zu keinem Schluss komme, hatte ich nicht erwartet. Aber so sieht´s aus. Ich ringe, und wenigstens ist´s mir ein Trost, dass ich das nicht alleine tue. Manche tun fast, als wäre bereits entschieden, oder zumindest als ob glasklar wäre, es geht zwischen Simon Busch und Christian Ruf. Das sehe ich so aber nicht. Gar nichts ist klar! Ich kenne sehr viele, die unentschlossen sind, die vielleicht erst am Sonntagfrüh wissen, wen sie wählen, und für die nach wie vor alle Namen noch im Rennen sind. Naja, bis auf Bloch. Aber das habe ich gar nicht als ernst gemeinte Kandidatur empfunden. Das war, damit die Afd auch irgendwie mit dabei ist. Mit der Stadt befasst hat man sich nicht. Rottweil wie Tuttlingen und eigentlich geht´s eh um was anderes. Das kann man getrost vergessen. Zwischen den anderen zu entscheiden aber fällt nicht nur mir schwer.

Es gibt Leute, die schwanken zwischen Ruf und Busch, und andere, die stehen zwischen Jehle-Mungenast und Busch, und welche wieder andersrum, die wanken zwischen Ruf und Jehle-Mungenast. Der Name ist echt lang. Könnte man den nicht KJM nennen oder so? Klingt ein bisschen wie eine Fluggesellschaft. Und im Sinne der Gendergerechtigkeit muss ich zugeben, es gab schon eine Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, aus der hat man auch nicht SLS gemacht. Ich bleibe bis auf Weiteres besser beim vollen Namen. So der Aussenseiter, wie er mitunter schon dargestellt wurde, ist er nicht. Viele finden ihn wirklich “interessant” und sie benutzen wirklich dieses Wort. Nicht zu Unrecht - der “frische Wind” weht einem geradezu entgegen. Das macht schon Spaß. Busch kann “zusammen” und kann “Brücken bauen”. Er ist nah dran und kann viele mitnehmen, damit viele gemeinsam etwas bewegen, tatsächlich etwas “zusammen wächst”. Klar ist mir mittlerweile nur, dass ich Ruf nicht wählen werde. Ich empfände seinen Sieg nicht als eine Tragödie, aber ebensowenig als Heldenepos. Dabei gab es kurze Momente, in denen ich mir überlegt habe “wäre es denkbar?”, “dass ich?” “einen von der CDU?”, “einen, den diese unterstützt sogar?”. An dem Abend der Podiusmdiskussion bei den JuSos fand ich ihn total sympathisch. Und das mag er auch sein. Er will Klimaschutz zur Chefsache machen, was ich mal nicht übel finde. Trotzdem - doch nicht. Wegen “Chefsache” ist noch lange nichts passiert, und er ist halt doch CDU, und das mit der ganzen Selbstgerechtigkeit derselben.

Er kritisiere seine Konkurrenten so bissig, habe ich jetzt schon mehrfach gehört. Ich hatte etwaige rhetorische Spitzen als Wahlkampfgedöns abgetan. Aber nun sagte er, wiederholt, es gäbe keine Zeit für Lernkurven. Und da frage ich mich, was mir das sagen soll. Richtet sich das gegen Busch, der weder Bürgermeister noch Bezirksvorsteher ist? Das wäre in der Tat bissig. Oder geht es generell gegen alle Konkurrenten? Heißt es, es muss zwangsläufig ER selbst sein? Weil er am Nächsten dran ist, gleich da weitermachen kann, wo der andre aufhört? Also doch eine Art Automatismus – erst Bürgermeister, dann OB? Wo es keine Lernkurve gibt, gibt es auch kein “Neu”, behaupte ich mal. In Neu steckt immer auch ein Risiko. Keine Lernkurve bedeutet also doch “Weiter so”? Ein bisschen anders hier, ein bisschen verändert da, wie Bandnudeln statt Spätzle, aber Buletten und Soße bleiben? Vielleicht wäre es NICHT so, und es würde kein Weiter-so, und dieses “Keine Zeit für Lernkurven” ist seiner wachsenden Spannung geschuldet, seinem Ringen ums Amt. Mag sein. Aber das macht es nicht schöner. Das ist doch ein Foul, so eigentlich, oder nicht? Ich bin keine Mannschaftssportlerin und kenne mich mit diesen Regeln nicht sonderlich aus, aber “keine Zeit für Lernkurven” will mir unfair scheinen. Denn es ist ja nun so, dass den frisch gewählten OB dann, das nehme ich doch wohl an, ein gut bestelltes und eingearbeitetes Rathaus erwartet, MIT Bürgermeister. Ist es nicht ein Gebot der Fairness, dass der das eigene Wissen dann auch zur Verfügung stellt? Oder würde Herr Ruf im Fall seines Unterliegens Knall auf Fall hinschmeißen? Das wäre ein dickes Ding. Kann ich mir nicht vorstellen. Aber trotzdem - worum geht es denn? Ich meine, jeder dieser Kandidaten hat einen Job und ein gutes Auskommen. Wer gewinnt, darf sich freuen; für die anderen geht’s weiter wie bisher. Zumindest fürs Erste. Karriere-machen-wollen ist erlaubt. Aber ich nehme doch an, dass jeder diesen Wahlkampf auch erstmal sacken lässt, bevor er sich neu orientiert, oder. Wenn überhaupt. Kann ja sein, mann entdeckt, dass es doch eigentlich ganz prima war, wie´s war. Und wenn nicht - dem Einen ist das Zeit für einen Plan B, dem anderen seine Einarbeitung. So stelle ich mir das vor. Nicht? Auch Verlieren will gekonnt sein. Ich weiß nicht, wie sehr bei Herrn Ruf die eigene Karriere im Fokus steht. Hin wie her ist das sein Projekt, nicht meins.

Also Busch oder Jehle-Mungenast. Ich kau´s durch, wieder und wieder.

Simon Busch sagte, ob er gewinnt oder verliert – er wird sich in jedem Fall in und für Rottweil engagieren. Find ich gut. Er ist weder so links noch so grün, wie ich mir das idealerweise wünsche. Aber für ihn ist diese Kandidatur sicher kein Projekt, sondern eine Herzensangelegenheit, und das hat er ein gutes. Er Wird sich erst nicht für Rottweil engagieren - er hat es die ganze Zeit getan, und es war immer ein Gewinn für alle Beteilgten. Und die Ideen, die er hat, die zeichnen eine Stadt, wie ich sie auch mag.

Jehle-Mungenast wurde von Ruf mal gescholten, er hätte besser recherchieren sollen. Ich weiß es nicht. Mag sein. Aber ich finde zu diesem Zeitpunkt es gar nicht so dramatisch, wenn manches nicht zu Ende recherchiert ist und vielleicht überhaupt nicht gehen kann. Es ist erstmal nur eine Idee. Und ich sehe ebenso, dass man mal was ausprobieren kann und dann sieht, was wie läuft, oder halt auch nicht. Das geht nicht bei Rieseninvestitionen. Drum wird Stuttgart 21 ja auch durchgezogen, ob es nun noch Sinn macht oder nicht, (an diesem Projekt sieht man meines Erachtens nach auch, wie kurz der Weg von “wirtschaftsfördernd” zu “Fehlinvestition” und “Irrsinn”bisweilen ist. 9 Milliarden und mehr für einen Bahnhof, das geht mir immer noch nicht runter), aber prinzipiell lässt sich ein Versuch oder ein Wagnis auch abbrechen. Und ich würde sowohl Busch wie auch Jehle-Mungenast zutrauen, dass sie Verlauf und Fazit eines Versuchs gut kommunizieren und vermitteln könnten.

Ich behaupte mal es gibt nicht nur Zeit für Lernkurven – es gibt sogar eine Fehlertoleranz.

Auch Jehle-Mungenast ist weder links, noch grün. Ich tue mich schwer. Seine Nähe zur CDU schmeckte mir schon nicht, und nun auch noch die zur FDP – diese ist halt ein rotes Tuch für mich, spätestens seit Beginn der Ampelkoalition. “Rotes Tuch” ist vielleicht kein wirklich glückliches Bild, weil Rot ja nun ganz und gar nicht FDP-Farbe ist, aber sei´s drum. Die FDP schilt “Ideologie”, wo immer die Grünen irgendwas durchsetzen wollen, was Natur und Umwelt den Vorrang gibt vor Wirtschaftswachstum und freiem Markt, und steckt daber doch selbst am allermeisten fest in einer Ideologie des Glaubens an eine ewige Kraft des Kapitalismus, des freien Marktes, der anscheinend alles richtet, was er nachweislich nicht tut und wo, da schlecht, und der Freiheit des Einzelnen, welcher sich die allgemeine Freiheit unterzuordnen hat. Ich identifiziere mich auch nicht mit “Grün”. Ich bin nicht mehr grün seit dem Ende der Jute-statt-Plastik-Zeit. Und es stimmt – es gibt diese saturierte grüne Selbstgefälligkeit, die spießiger als die Konservativen ist und die der eigenen Annehmlichkeit nach entscheidet. Aber es gibt auch sehr viele sehr fähige andere, und den grünen Gedanken nehme ich ihnen nach wie vor ab. Und ich rege mich auf, wenn die Grünen derzeit für alles verantwortlich gemacht werden, was im Land an Krisen passiert. Ich finde ja mittlerweile, hauptsächlich ist es eine Krise des Kapitalismus; man kann die Augen im Grunde nicht mehr davor verschließen – er funktioniert nicht, nicht auf Dauer, nicht demokratisch, nicht nachhaltig, nicht friedlich, einfach nicht. Das haben die Grünen nicht verursacht, und mit mehr Grün davor hätte es das so bestimmt auch gar nicht gegeben. Jetzt derzeit ist die Politik wenig grün, das stimmt, aber das sehe ich als der Lage geschuldet und im Detail nachvollziehbar.

Ich weiß, eine OB-Wahl ist Lokalpolitik und eine Persönlichkeitswahl. ich bemühe mich auch ständig, bei jeder neuen Überlegung, um Unvoreingenommenheit, aber vor diesem Hintergrund irritieren mich Jehle-Mungenasts Aussagen wie “Rottweil bleibt unter seinen Möglichkeiten” oder “da ist ungenutztes Potential”. Das klingt so nach “höher, grüner, weiter”, was mir nie gefiel. Ich weiß halt nicht, ob ich immer alle Möglichkeiten nutzen und dass Maximale ausschöpfen will. Ist das schwäbische Betulichkeit oder schon beginnende Trägheit des Alters, kann auch sein, aber mir ist so.

Ich bin allerdings nicht die einzige, die sich z.B. von einer Landesgartenschau nicht unter Druck setzen lassen will. Ich meine, ich freue mich durchaus über sie. 2028 sind meine Kinder Jugendliche, und wer weiß – vielleicht haben sie einen tollen Sommer, mit Partys, die ihnen so im Gedächtnis bleiben wie mir ein paar Stadtfeste oder Narrentreffen. Dem Stadtjugendring fühlte ich enorm verbunden, das war meine “Gang”. Und ich liebte die Feste. Die Hafennacht in der Stadionhalle war große Klasse. Kurz vor Gäste-Einlass bin ich noch einmal rundum gelaufen, habe alles betrachtet, aus den Lautsprechern tönte ein Nebelhorn, und ich fand unseren Hafen atemberaubend. Besonders präsent ist mir auch ein Sonntagnachmittag an einem Stadtfest, bei dem der Stadtjugendring seinen Stand hinter der alten Post hatte. Das Wetter war wunderschönst spätsommerlich, und es spielte eine Band, bei der Zuhören gar nicht ging ohne mitzuswingen. Den Namen der Band und ihre Musik hab ich längst vergessen, die Freude im Gemüt ist mir dagegen noch total präsent. Das war mega. Manche Feste lohnen großen Aufwand. Trotzdem finde ich, man muss keine Superlative übers Knie brechen. „Wenn die Stadt das Geld, das sie als Eigenanteil einbringen muss, anderweitig und ohne Show investierte, ließe sich auch was Gutes anfangen“, sagte einer, mit dem ich mich ganz zufällig über Landesgartenschau und OB-Wahl unterhielt.

Nur, weil sich was gerade anbietet, muss man es noch lange nicht tun. Es gibt kein Gesetz, welches verpflichtet, jede Chance und jeden Vorteil auch zu nutzen. Das klingt wirschaftsfeindlich, im bessren Sinn naiv und weltfremd. Ich finde, es ist das alles nicht. Ich meine, mir ist klar, es braucht „Wirtschaft“. „Ohne Moos nix los“, sagt mein Bruder gern - mit dem ich politisch kaum mal einig bin. In diesem Punkt hat er partiell schon Recht. Man könnte dasselbe aber auch über andere Aufgaben sagen – ohne Gesundheit nichts los, ohne Frieden nicht, für den Gläubigen gilt vielleicht ohne Gott nicht... .Und – „DIE Wirtschaft“ gibt es so wenig wie zb „DAS Volk“. Es gibt Firmen und Unternehmen und Ideen und es gibt Leute, und alle haben andere Bedürfnisse und bringen was anderes mit. - Das ist nichts homogenes. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, würd ich von allen, auch von Firmenchefs verlangen, dass sie ressourcenschonend arbeiten und ihr Schaffen dementsprechend ausrichten. Das ist nicht wirtschaftsfeindlich; das ist zeitgemäß.

Um einen guten Ruf ging´s mir eigentlich nie. „Neues wagen“ oder „zusammen wachsen“ - das will ich beides.

So. Und jetzt mach ich mein erstes Kreuz. Ich denke „erstes“ im verzweifelten Hoffen auf einen zweiten Wahlgang, an dem die Dinge dann klarer sind. Und morgen fahre ich erst mal weg und betrachte selbst aus der Ferne, „von außen“. Diese Wahl, so überfallartig während der Wahl- und Schaffensperiode, ist eine Zumutung, echt wahr. Der nächste, der mittendrin daherkommt und sagt „ich hab was Bessres vor“ kann sich was anhören.

 

Ein kleiner Nachtrag, wo ich jetzt an der großen Politik war. Da sei auch die Afd nochmal erwähnt. Herr Bloch akzeptiert, dass es von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, den Afd-Frontman Höcke als Faschisten zu bezeichnen. Kein Problem hat er offenbar mit Höckes Aussagen, die den Faschisten nahelegen. So warnt Höcke vor dem “Volkstod durch Bevölkerungsaustausch”, bezeichnet Andersdenkende als “brandige Glieder” und findet völlig in Ordnung, “dass wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind mitzumachen“. Und ständig hat er es von 1000-jährigen Reichen. Und wem das nicht genügt, der sei an Ex-Afd-Sprecher Lüth erinnert, der sagte „solange die Afd noch instabil ist, müssen wir dafür sorgen, dass es Deutschland schlecht geht“. Mehr muss man über diese Partei und die Geisteshaltung ihrer Mitglieder nicht wissen.

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