Die Top-Neuheiten und neuen Beiträge


Hier könnte direkt auf eine separate Seite verwiesen werden
Mit Tipps, wie man diese Seite mitgestalten kann

Die Favoriten / auch Favoriten Anderer: besonders beliebt

Hier werden die Artikel im Warenkorb angezeigt

Die Kosten der Pandemie

copyright Rottweil ist überall

Harte Wochen! Und statt Erleichterung kommt´s nur immer noch dicker. Aber ein Ende scheint absehbar. Irgendwann ist auch wieder Frühling, und man kann mehr nach draussen verlagern, und außerdem wird geimpft, und dann ist irgendwann gut. Das hoffe ich, ich habe auch vor, mich impfen zu lassen.

Bald ist Corona Geschichte. Dann geht man wieder zur Tagesordnung über - und zu Politik as usual. Ich weiß nicht mehr - eine Bundestagsdebatte, glaube ich, war es, bei der es um eine Corona-Vermögensabgabe ging. Da sagte Frau Merkel zu den Kosten dieser Pandemiebekämpfung, das bezahle zukünftiges Wachstum. Diese Kosten belaufen sich je nach Rechnung auf Tausende Milliarden  bis zu eineinhalb Billionen, nur für Deutschland.  Das ist ein Betrag, vor dem man Respekt haben kann. Dies mag es leichter machen, von vornherein und kategorisch zu erklären, dass vorhandenes Guthaben und die Gegenwart dafür also nicht in Anspruch genommen wird.

Trotzdem finde ich das ungeheuerlich. Keine Vermögensabgabe? Die Zukunft soll die Pandemiekosten bezahlen?

Wir streiten  hier um sehr diesseitige und auf unsere eigene Generation bezogene Leiden. Da ist eine Pandemie - wohlgemerkt entstanden auch unter den Bedingungen eines ungebremsten Wachstumsglaubens - und die Überlegung, wie man damit verfährt. Lässt man die Pandemie durchmarschieren, wie es manche gerne hätten, dann nimmt man volle Krankenhäuser in Kauf, mit Betten noch in den Fluren, Notlazarette, volle Leichenhallen und Totengräber, die nicht mehr nachkommen. Die meisten Toten wären vermutlich Alte und Vorerkrankte. Das gibt es in unseren industrialisierten, abendländischen Gesellschaften sehr viele, das sieht in manchen anderen Ländern anders aus. Aber mit zunehmender Virenlast würden sich auch zu Hauf Jüngere und eigentlich Gesunde unter die schwer Erkrankten und Toten mischen, und am Ende hätte jeder jemanden verloren. Viele hätten ihre Lebensgrundlage verloren, wegen nicht mehr vorhandener Unternehmen, oder weil ein Lebenspartner/eine Lebenspartnerin fehlt, auf den/die man gebaut hat. Oder weil irgendwann eben doch die Angst die Menschen dazu zwingt, sich anders zu bewegen. Man mag einwenden, dass das hypothetisch ist. Stimmt. Aber sowohl die Entwicklung der Dinge unter winterlichen Bedingungen legt das nahe, als auch das Wissen aus vergangenen Epidemien.  Der Schaden und das Leiden wäre immens.

Das ist er so auch, auch ohne ´Durchmarschieren´.  Zweifellos. Wo Zuhausesein und Stillstand verordnet wird, gehen Lebensgrundlagen dabei drauf,  vermutlich sogar umso mehr - dafür weniger Leben. Es ist ein Abwägen zwischen Pest und Cholera. Wünschen tut man sich keines von beidem, Spaß machen tut auch keines. Und billig ist auch beides nicht.

Über diese Kosten-Nutzen-Abwägungen kann man streiten. Bezahlt man nun die Folgen der Seuche oder den Schutz davor. Was kostet mehr, was ist leichter, wo wird mehr gelitten. Und bis zuletzt kann keiner sagen, was richtig war und gewesen wäre. Man weiß ja nie, wie´s gekommen wäre, hätte man anders entschieden.

Unzweifelhaft geht es aber um UNSERE Leben und um UNSERE Lebensgrundlagen, und unzweifelhaft ist es unser Leiden und unser Komfort, worum wir da streiten. Das ist keine zukunftsgerichtete, gestalterische Frage. Da  geht nicht darum, wie Gesellschaft und Wirtschaft sich entwickeln sollen, ob nachhaltig oder nicht, ob gemeinschaftlich orientiert oder ganz individuell, all das. Hier geht es rein um unsere eigenen Hintern.

Und dieses Gewicht sollen wir jetzt also der Zukunft aufbürden. Mit dem Versprechen auf ewiges Wachstum. Die Zukunft übernimmt einen Berg Schulden, und sie soll strahlend hell sein. Hurra.

Wie schäbig!

Freilich lässt sich Geld ganz einfach ´schöpfen´. Man bucht es, man druckt es, man streut es, Leute geben es aus. Es entfaltet eine Wirkung. Mir sind diese Mechanismen nicht wirklich klar. Der Kapitalismus hat gezeigt, dass es geht, das immerhin sei zugestanden. Er zeigt aber auch, wo die Tücken sind. Was erst ganz virtuell und aus dem Nichts daherkommt, wird real.  Die Folgen eines nichtbezahlten Kredits etwa, die sind sehr real, die ökologischen Folgen eines wachstumsfixierten Produktionstreibens, das jedem satten Bauch Hunger einredet, auch.

Wir wissen längst, dass dieses Wachstum gerade NICHT unendlich geht. Und wir vertagen nicht in goldene Fünfzigerjahre, in denen alles Schaffen fröhlicher (und ignoranter) Wiederaufbau war. Wir vertagen auf Zeiten, in denen Ressourcen und Platz immer knapper werden, in denen Klimawandel, Flüchtlingsströme, gesellschaftliche Spannungen und allerhand weitere Krisen zwangsläufig zunehmen.

Natürlich kann man sich Geld von anderen leihen und ein Pfand dafür geben, von dem man weiß, es ist den Gegenwert nicht wert. (Eine glorreiche Zukunft, haha). Natürlich kann man sich leihen und gar nicht erst planen zurückzuzahlen, weil man zu dem Zeitpunkt, an dem der Kredit fällig wird,  gar nicht mehr da ist. Aber ein feiner Zug ist das nicht, und von „Solidarität in der Pandemie“ darf man dann wirklich nicht reden. Natürlich kann man sich Geld von andern leihen in der Not. Aber wir sind reich und stark, und wir werden nicht müde, das zu betonen. Wir können uns in der Not also auch zunächst mal selbst helfen. Und man leiht doch nicht, wenn man´s auf dem Sparbuch hat!

Vor einigen Tagen kam eine Meldung, dass das Sparguthaben in Deutschland nie so hoch war wie derzeit. „Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland belief sich zum Ende des ersten Quartals 2020 auf rund 6.337,2 Milliarden Euro.“ (Das sind, wenn ich´s recht verstehe, 6,34 Billionen Euro). Es ist seither eher gewachsen. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37880/umfrage/geldvermoegen-der-privathaushalte-in-deutschland/ ). Das private Immobilien-, Land-und Sachvermögen, beträgt circa 8,66 Billionen Euro. Das lässt sich freilich nicht zu Geld machen, aber vielfach gesamtgesellschaftlich nutzen, was den öffentlichen Haushalten zugute käme, und auch der Öffentlichkeit.

Natürlich schreit da niemand ´Hurra´, wenn´s darum geht, die Ersparnisse anzupacken. Aber man kann es als den natürlichen Verlauf der Dinge betrachten. Notgroschen sind für die Not, und Ersparnisse sind für die Zukunft, nicht andersherum - die Zukunft für die eigenen Ersparnisse. Man gibt jetzt aus, damit die Zukunft so stattfinden kann, wie man das von ihr gerne sähe. Man fürchtet Kapital- und Leistungsträgerflucht, wenn man das einfordert. Das mag stimmen. So, wie man bei den Hygieneregeln nicht auf Freiwilligkeit baute, braucht man es auch da kaum zu tun. Das müsste man erzwingen. Auf manches Guthaben hat man leicht Zugriff. Und wenn dann wer beleidigt von dannen zieht, nun, dann kann man doch freundlich nachwinken. Welche Gesellschaft braucht solche Egoisten.

Es ist an uns selbst. Bezahlt jeder, was er kann. Die, die vorher schon nichts hatten, die halt nicht, oder geringfügig, eher symbolisch, als  Zeichen der Solidarität. Die aber, die in der Pandemie nicht gelitten haben, die alles behalten konnten und sogar hinzuverdienten – die sind jetzt am Zug. Und ich halte das nicht für einen linken Gedanken, auch wenn das so daherkommt, ich halte das für einen vernünftigen Gedanken.

Es ist mir klar, dass das so nicht durchsetzbar ist. Aber es soll  ausgiebig diskutiert sein. Und es sei erlaubt, die, die das schlussendlich anders sehen und handhaben, assig zu finden und mies. Solidarität und Verantwortung sind nicht noble Gefühlsregungen, und sie sind auch nicht Versprechen auf die Zukunft, genauso wenig wie larmoyantes Aufrechnungen der Vergangenheit. Das sind die täglichen Handlungen - die Dinge, die man tut, bzw nicht tut. Mache einfach jeder, bei dem was drin ist, mal den ordentlich den Geldbeutel auf. Laden wir das nicht auch noch den Kindern - der Zukunft - auf.

Dieses könnte Sie auch interessieren



Es ist uns wichtig, Ihre Daten zu schützen

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Das sind einerseits für den Betrieb der Seite notwendige Cookies, andererseits solche, die für Statistikzwecke, für die Anzeige von Videos und Kartenmaterial gesetzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche davon Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen eventuell nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.