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Ein Parkhaus

copyright Rottweil ist überall

Es sei vom Tisch, das Parkhaus. Sagen die einen. Die anderen sagen „warten wir´s ab“. Eine Einwohnerversammlung soll´s geben. Da sehe ich in rollende Augen. „Das kennen wir. Sie, (Anmerk.: die Stadtverwaltung und Obrigkeiten), sagen ´ja, ja, ja´ und ´verstehe´ und ´das nehmen wir mit´“, und dann will man fragen – „wohin mit? Aufs Abort?“. Denn was am Ende passiert ist vom Jajaja ganz elendig weit weg und lässt kein bisschen erkennen, dass da irgendwas verstanden war.“  Das kann ich mir gut vorstellen. Bürgerbefragungen kommen fein rüber, aber was  gemacht wird, entscheiden doch andere. Und die machen, wie es ihnen passt.

Ich selbst weiß auch nicht so recht  - eine Einwohnerversammlung -  ich gehe nicht davon aus, dass ich mehr Informationen brauche, um so ein Parkhaus gut finden zu können. Es passt einfach nicht mehr in die Zeit. Die Idee kam mir geradezu absurd vor. Ein auf Autoverkehr konzentriertes Konzept in einer Zeit, in der man unschwer erkennen kann, dass der Individualverkehr  zurückgenommen werden muss, in der alles nach Wandel verlangt, in der mehr Grün in die Städte soll, nicht weniger.

Ich habe auf der Demo die erste Rede meines Lebens gehalten. Ich weiß nicht, ob das gut war für die Zuhörer. Für mich war´s eine Erfahrung. Demokratie – jeder hat eine Stimme – die klingt schon anders durch ein Megaphon. Ja, uns würde der Platz im Nägelesgraben arg fehlen. Der liegt bei uns um die Ecke und wir sind häufig dort. Aber ich hätte überhaupt gerne eine ganz andere Stadtpolitik. Eine, die sich spürbar bemüht, den Flächenfraß nicht endlos weiterzutreiben. Eine, der es nicht um Bäume in Kübeln geht, die man hin und her rangieren kann, sondern die um grüne Lungen und den temperaturausgleichenden Effekt von Pflanzen weiß. Eine, der es ums Leben und Wohnen hier geht und für die die Einwohner nicht Staffage eines Freilichtmuseums sind.

Bei einer Gartenschau geht es nur am Rande um Gärten. Gartenschauen sind Stadtentwicklungsprojekte. Da kann man doch nicht mit Parkhäusern anfangen. Was soll das für eine Weiche sein – Kommando zurück in die gute alte Zeit?

Mit massig Platz ist es leicht, miteinander auszukommen. Schwieriger wird es, wenn man sich nicht so einfach aus dem Weg gehen kann. Nähe will gelernt sein, Fremdes annehmen auch. Ein Haus, ein Zaun drumrum, im Garten schaff ich mir mein eigenes kleines Paradies, und der Rest der Welt kann mich mal. Geht. Logisch. Die Musik des Nachbarn hören, den Geruch fremder Gewürze riechen, oder Parfum, oder Müll, oder mitbekommen, dass die Kinder in der Wohnung drüber länger aufbleiben dürfen und die eigenen das dann auch wollen. Die Nachtschicht der Nachbarin einkalkulieren. Der eine macht die Kehrwoche nicht, der andere trennt keinen Müll, oder jemand, der an der Reihe wäre, vergisst, die Tonnen rauszustellen. All sowas. Hinnehmen und miteinander auskommen und es trotzdem schön zusammen haben. Muss gehen. Das gefällt nicht allen, das wollen nicht alle aushalten. Vielleicht klingen Ideen von kooperativen Wohnformen nicht für jedes Ohr gleich toll. Muss auch nicht sein. Es soll nicht ein Konzept für alle sein, kein Zwang, nur ein Baustein zwischen Einfamilienhaus und Wohnung, eine Alternative.

Kooperativen, Genossenschaften, die dergleichen im Sinn haben, kann eine Stadtverwaltung entgegenkommen, oder sie kann es bleiben lassen. Trotzdem wird sie mal ´nein´ sagen müssen, „nein, sorry, derzeit stehen keine weiteren Neubaugebiete zur Verfügung. Jedenfalls nicht für Einfamilienhäuser“, und vielleicht muss auch mal ein Gewerbe, das erweitern will, sich was anderes einfallen lassen als flächig neu zu bauen. Keine weiteren Versiegelungen. Keine weiteren Speckgürtel. Träume können sich verändern. Vielleicht müssen sie das sogar. Wenn ich es mir recht überlege, war jedes Glück, das ich im Leben genoss, ganz anders als der Traum, den ich auf dem Weg dahin verfolgt hatte. Einfach mal „Nein“ sagen, „geht nicht“. Ist ja nicht so, es gibt ja gute Gründe dafür.

Ich liebe Städte, an denen man an den Plätzen vor den Häusern ablesen kann, wie hier gelebt wird. Wo in Straßen die kleinen erdigen Flächen unter den Bäumen von den Anwohnern liebevoll gepflegt werden. Wo vor Häusern Räder und Roller und Kettcars stehen und die Gehwege mit Kreide bemalt sind, egal ob vor Wohnhaus oder vor Ladengeschäft. Das geht nicht nur in einer reinen Wohnsiedlung. In manchen Strassen öffnen sich Balkons und Gärten zur Straße hin, und an Hauswänden stehen Bänke, auf denen die Nachbarschaft beisammen sitzt – hach – und überhaupt ist alles etwas näher beisammen, nicht strikt unterteilt in da Wohnen, dort einkaufen und dort produzieren, und dadurch wird es auch real und bleibt nicht ´anders´, Arbeiter treffen auf Schüler, Familien auf Singles, Kinderreiche auf Kinderlose… Ich weiß, ich weiß. Dies ist eine schwäbische, katholische Kleinstadt. Ich kann sie mir nicht erträumen wie ein Kiez in Berlin oder eine italienische Hafenstadt. Wenngleich mir diese Kombination durchaus gefiele. Wenn sich die schwäbische Behäbigkeit, die katholische Würde und die kleinstädtische Beschaulichkeit nur ein wenig ergänzen ließen um ein paar Facetten....

Der Klimaschutz fängt in Städten an. Sagt Friedrich von Borries. Und das ist einer, der sich auskennt. In Städten lassen sich Energien und Maßnahmen bündeln, da hat ein richtiger Schritt schnell eine richtige Wirkung. Und eine andere, die sich auskennt, Lamia Messari-Becker, sagt „Ob Klimaschutz, Flächeneinsparung, moderne Energieversorgung oder Mobilität – unsere Ziele liegen im Morgen, aber unser Baurecht ist von gestern. Unsere Bebauungs – und Flächennutzungspläne sind nicht in der Lage, den Wandel zu begleiten…Die Förderpraxis ist schwerfällig…“ Das kann ich mir alles sehr gut vorstellen. Aber ich denke doch, so als Stadtverwaltung, da hat man doch mehr auf der Pfanne als ein vortrefflich ausgeprägtes Geschick im Ausnutzen von Töpfen und Programmen. Ich nehme an, da stehen einem Wege zur Verfügung, um auch Regierungspräsidien, Landes – und Bundesregierungen wissen zu lassen, dass mit den Vorgaben etwas im Argen liegt. Gesetzgebung und Regulierung ist schließlich ein steter Prozess. Muss man es halt passend machen. Das braucht Zeit. Ich weiß. Aber ein bisschen Nachdruck wäre schon gut zu spüren. Geduld – hab ich nicht.

Genug fürs Erste. „Vom Tisch“. So lassen wir das jetzt vorerst mal stehen. Und so ordne ich also meine Zeitungsartikel, und da rutscht mir der in die Hände, in dem es um die zu fällende Eiche im Bockshof geht, „das erste Opfer der Landesgartenschau“. Ich mache das Radio an, und – ohne Witz – da läuft auf SWR1 „Mein Freund der Baum“. Auch das noch. Starker Tobak. Obwohl – weshalb nicht. Ich öffne das Fenster, drehe auf und beschalle die Gasse. Alexandra ist dran.

Du fielst heut früh ich kam zu spät
Du wirst dich nie im Wind mehr wiegen
Du musst gefällt am Wege liegen
Und mancher, der vorüber geht
Der achtet nicht den Rest von Leben
Und reisst an deinen grünen Zweigen
Die sterbend sich zur Erde neigen
Wer wird mir nun die Ruhe geben
Die ich in deinem Schatten fand.....

Mein Freund der Baum ist tot
Er fiel im frühen Morgenrot
Bald wächst ein Haus aus Glas und Stein
Dort wo man ihn hat abgeschlagen
Bald werden graue Mauern ragen
Dort wo er liegt im Sonnenschein
Vielleicht wird es ein Wunder geben
Ich werde heimlich darauf warten
Vielleicht blüht vor dem Haus ein Garten
Und der erwacht zu neuem Leben
Doch ist er dann noch schwach und klein
Und wenn auch viele Jahren geh'n
Er wird nie mehr der selbe sein

Ableger! Könnte man von der Eiche nicht ein paar Ableger nehmen? Und mit dem Holz was richtig Tolles machen? Diese schwermütige Stimme, man will glatt ins Wasser gehen. Aber der Neckar ist selbst im Sommer bitterkalt, der Rhein ist mild dagegen. Ich schalte auf CD und lege John Lee Hooker auf. Der Blues lockert die Glieder, es geht wieder.

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