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Hausaufgaben

copyright Rottweil ist überall

ein Reizwort, sobald  es fällt. Ich fange an das zu verstehen. Familiär steht´s für  Disziplin und Ordnung – wer und welche Familie hat wieviel Energie übrig, sie durchzusetzen - weil ein Wollen ist´s ja selten. Politisch steht´s für Ignoranz und Anmaßung. Hausaufgaben sollen immer da gemacht werden, wo Schlendrian und zu großes Wünschen bei zu wenig Initiative unterstellt wird.

Homeschooling ist eine ziemlich große Hausaufgabe. Die hat niemand ausgesucht, die ist einfach so geworden. Ist halt ein Elend mit diesem Corona. Mit der Schule meiner Kinder bin ich allgemein und hier insbesondere hochzufrieden. Man hat versucht für alle Klassenstufen ein  praktikables Modell des Homeschoolings anzubieten - eine Mischung zwischen zugesandten Plänen inklusiv Arbeitsmaterial und Online-Schulstunden, die dem Ganzen durchaus Rhythmus, Schulbewusstsein und sogar ein gewisses Gefühl von Klassengemeinschaft vermitteln.

Wir kennen nun alles. Homeschooling ohne jede Form von Digital, homeschooling mit Digital, und Notbetreuung. Und wir kennen die jeweiligen Vorzüge und Nachteile. Notbetreuung funktioniert überraschend gut, was die Motivation der Kinder angeht. Die finden´s dort ganz prima. Sie kommen mit  weitestgehend gemachten Aufgaben heim. Aber kontrollieren und korrigieren muss man zuhause trotzdem. Sie sind dort betreut, nicht unterrichtet. Fair enough. Homeschooling ohne Digital ist gechillt und bietet Freiräume, hat aber wenig mit Schule zu tun. Homeschooling mit Digital bietet einen gewissen Komfort, schon was das frühmorgendliche aus dem Bett und in die Klamotten quälen angeht, ist bisweilen durchaus effektiv, fühlt sich echt an wie Schule daheim, hat aber auch seine Tücken. Manchmal hindert einfach Unlust oder zu viele Ablenkungsmöglichkeiten. Der Kater legt sich aufs Blatt, die Barbie oder Legofigur drängt sich auf, man hat Hunger, Durst, muss aufs Klo, muss aus dem Fenster gucken, sieht zum ersten Mal im Leben, dass schräg gegenüber ein Kind wohnt, hat nochmal Hunger, nochmal Durst, muss nochmal aufs Klo, braucht endlich eine Pause. Das dreht sich im Kreis und kann sich über Stunden ziehen.

Die Tochter hat richtige Onlinestunden, in denen erklärt wird wie an einer Tafel, da wird gestreckt und gezeigt und es geht zwischen MitschülerInnen und LehrerIn so hin und her, ganz wie in einer Klasse. Beim Sohn sind es mehr Fragestunden. Leider hat der Sohn wenig Fragen. Er ist froh, wenn man nichts von ihm wissen will und guckt eher so zu. Er weiß hinterher oft nicht zu sagen, welche Aufgabe wann wie zu machen ist, aber er weiß, wer wie wo rumhampelt, wer grad womit rummacht, wie die Katze in welchem Haushalt heißt. Das sieht er und freut sich und setzt sich anschließend an seine Aufgaben.

Abends fotographieren wir die Aufgaben und schicken sie dem Lehrer zu. Das schien mir ganz logisch, der muss ja sehen, bei wem es wie läuft. Wir haben auch schon Fragen drauf geschrieben, Fragezeichen gemalt und Aufgaben, bei denen wir nicht sicher oder aber unseins waren, wie damit zu verfahren ist, unkorrigiert zugeschickt. Darauf kam keine Reaktion, und also fragte ich nach, und erfuhr, die Unterlagen werden gar nicht kontrolliert, jedenfalls nicht inhaltlich, das sei gar nicht machbar, zeitlich, sondern es werde lediglich auf Vollständigkeit gesichtet. Dann werden die vielen Fotos in PDF umgewandelt und pro Schüler pro Tag sauber sortiert in Dateien abgelegt. Das sei eine Menge Arbeit.

Okay, dass man nicht alles kontrolliert und korrigiert, leuchtet mir ein, sind sicher eine Menge Bilder.  Aber stichprobenartig? Und das vielleicht auch und gerade bei denen, die sich in den Onlinestunden eher in ihrer Bildecke verkriechen? Das hätte ich schon erwartet. Wie soll denn einer wissen, wer in der Klasse was wie verstanden hat? Und da geht es um neue Themenfelder, schriftliche Addition mit Übertrag, und Überschlagen. Wie erkläre ich Überschlagen? Ich weiß, wie´s geht, aber ich weiß nicht, wie man es erklärt. Manchmal finde ich die richtigen Worte, manchmal gucke ich ein Gesicht wie in einen großen Bahnhof, aus dem grad der letzte Zug abgefahren ist.

„Ist alles ne Menge Arbeit“. Kann ja sein. Und wer wäre ich, das Stresslevel eines anderen beurteilen zu wollen. Ist ja auch ein sehr individuell unterschiedliches Empfinden. Aber kurz fragte ich mich, ob wir uns die Mühe dann nicht lieber sparen, dies Fotographieren und so. Zumal es gern gesehen würde, es würde bereits als PDF verschickt. Herrje. Ärgern wir quasi und plagen, wenn wir das nicht tun? Aber ich fühle mich halt auch geplagt, wenn ich diese Umwandelei machen soll, zumal ich in diesen Dingen nicht sehr fit bin.

Im Elterngespräch erfuhr ich, dass also mittels Zusenden gewährleistet ist, was an Stoff als vermittelt gilt. Nach Schulöffnung, so der Plan, sieht man in der ersten Woche, wo so der Klassenstand ist, dann wird weitergemacht im Lehrplan. Der ließe zwar Abweichungen zu und man könne das eine oder andere Thema auch nach hinten verschieben, trotzdem – ich höre „eine Woche nach Schulöffnung geht es weiter im Plan, der zugesandte Stoff gilt als vermittelt“. Uff.

So funktioniert Abhängen. Wir werden davor sein, wir bleiben ja dran. Schriftlich addieren kann ich gut, kann´s auch gut zeigen, und so Geschichten  wie ´Überschlagen´  werden sich mit der Zeit schon irgendwie auch selbst erklären. Hoffe ich. Aber ich ahne, so funktioniert Abhängen. Und irgendwie kommt es mir bei allem Verständnis eben doch so vor, als würden Verantwortlichkeiten und Aufgaben abgewälzt.

Wenn ich Aufgaben grad so weitergeben könnte – heißa – das wäre ein Leben. Manche Aufgaben sucht man sich aus, andere nicht. Die kommen einfach und sind da. Ich bin überzeugt, es gibt mehr Aufgaben, die ihren Meister suchen, als Meister ihre Aufgaben. Was keiner auf dem Plan hat und haben will, wird einfach durchgereicht. Man geht den Weg des geringsten Widerstandes. Den Letzten beißen die Hunde. Das zieht sich durch.

Hausaufgaben.

Könnte sich mal jemand in den oberen Etagen dranmachen? Seit einem Jahr Corona fährt alles noch immer bloß auf Sicht. Es gibt keine Konzepte für Wechselunterricht, keine für den Ausfall all dieser Zeit und all dieses Lehrens und Lernens.

Und so ist es in anderen Bereichen auch.

Ich kenne viele Leute im Gesundheitswesen. Eine Bekannte in einem Heim für Menschen mit Behinderungen erzählt, bei ihnen gibt es Standards für das Waschen der Unterwäsche. Bei den Bewohnern, die selbst die Waschmaschine füllen, sollte  beobachtet - und dementsprechend reagiert - werden, wie viele Unterhosen in der Woche getragen und wie sie gewaschen werden. Wenn sie das nicht nach Standard und Vorschrift auf die Reihe bekommen, sagt das etwas über ihre weitere Unterbringung aus. Diesen Standard gibt es. Und er ist so beschaffen, dass ihn viele meiner Bekannten nicht einhalten; ich habe mich umgehört. Nach einem Jahr Corona gibt es in diesem Haus keinen Standard über ein allgemein einzuhaltendes Lüften, über das Waschen der Bewohnerhände, über die Eigenverantwortung, die jeder einzelne Bewohner tragen kann. Der, der es nicht versteht und sich nicht daran halten kann, unterliegt denselben Regel wie der, der versteht. Im Zweifel wird für alle die Türe zugemacht.

Man starrt auf die Inzidenzen wie das Kaninchen auf die Schlange und hofft auf einen Wunderimpfstoff, der vom Himmel regnet. Danach sieht es aber nicht aus. Nach dem Virus kommt die Mutante und dann noch ne Mutante und dann die Mutante der Mutante und irgendwelche Mutanten schmeißen sich zusammen und verbinden ihre Tricks. Und die Impfstoffhersteller kommen nicht nach und sind noch nicht so weit und haben ihre eigenen Prioritäten – . Corona wird uns noch eine Weile plagen. Und selbst wenn es sich ausgeplagt hat, wenn Corona eine Scheiße von vielen ist, dann wird ein neues Virus kommen. Wir hören ja nicht auf damit, auf der Erde zu sauigeln.

Nachhaltig und auf Dauer ausgelegt. Sogar Krisenmanagement sollte auf Nachhaltigkeit und Dauerbelastung ausgelegt sein. Es gibt Krisen genug. Wir sollten uns an ein Leben im Ausnahmezustand gewöhnen.

Ich hab´s mir überlegt. Wir werden weiterhin fotographieren und JPGs zusenden. Für die Ablage. Soll keiner sagen, man habe nicht sehen können; soll keiner sagen, wir seien nicht willens. Das sind wir.

Die Kinder machen klasse mit. Sie sind stellenweise dünnhäutig, und das Sehnen wird lauter. Aber sie ziehen mit. Wir lernen ziemlich viel. Übers Zusammenleben, das viel kompakter geworden ist. Wir lernen Feste feiern ohne Gäste. Sogar Fasnet wird online. Wenigstens ein Mal waren sie Bajasse und sei´s nur im Film.

Hach – wenn man´s nur mal vergessen könnte, so im Stil von „vergessen all  die Alltagssorgen  bis zum Aschermittwochmorgen“ (aus dem Rottweiler Narrenmarsch). Aber nein –

Dafür roch es heute mal nach Frühling.

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