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Sauna

gemischt
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Sauna; nicht das schlechteste Vorhaben für einen verregneten Adventssonntag, will ich meinen.

Nein, diesmal NICHT Frauensauna. Vielleicht ist es in der Gemischten ja ruhiger?

Der erste Eindruck ist nicht schlecht. Die Kammer füllt sich, man wartet auf den Aufguss. Keiner spricht.

Dann fangen am anderen Ende zwei Männer an, und erst denk ich - vielleicht sind´s ja nur ein paar Sätze. Aber es wird eine rege Unterhaltung, lauthals russisch.

Ich höre so und will ignorieren und kann nicht und ringe mit mir, bis ich denke, ich lass sie noch ein paar Momente, dann bitte ich freundlich, sie mögen doch etwas leiser...? Und kaum habe ich mir das zurechtgelegt, da kommt mir ein Herr aus der oberen Reihe zuvor und bittet seinerseits um Ruhe.

Der Eine flüstert fortan, den Andern scheint es nicht zu jucken, der posaunt weiter - laut russisch. Neben mir sitzt eine Frau, die zu den beiden zu gehören scheint. Sie macht mehrfach ´psssst!´, und ´schschschsch!´, aber gerade so gut könnte sie die Wand ansingen.

Es kommt die Saunameisterin, ich will sie so nennen. Ein bisher unbeteiligter Mann neben dem Posaunisten macht sie darauf aufmerksam, dass eben dieser betrunken sei. Ach so. Das wäre natürlich eine Erklärung. Die Saunameisterin bittet ihn, den Posaunisten, sie anzusehen. Es braucht mehrere Aufforderungen, bis es durchdringt -

Der Mann ist sternhagelzu, Er wird gebeten hinauszugehen. Er kapiert nicht, und es ist nicht die Sprachbarriere. Der Freund beschwichtigt, und es braucht einiges Palaver und Hin und Her und Bitten und Erklärungen und Hinweise auf Kreislauf und Verantwortung und Regeln und Risiken, bis der Eine versteht, dass der Andre definitiv und wirklich und wahrhaftig raus muss, und bis er die Ansage auch so weitergibt. Der Posaunist geht raus, vielmehr, er wankt und stützt sich im Ausfallschritt am Saunaofen, verfehlt die Steine, erwischt die Umrandung - puh - grade nochmal Glück gehabt.

Die Saunameisterin bittet den Zurückgebliebenen, dem Freund zu folgen und sich um diesen zu kümmern. Aber eine seltsame Art von Begriffsstutzigkeit treibt auch hier ihren Schabernack: der Freund beschwichtigt und debattiert und denkt wohl, er sitzt das aus. Aber der Saunameisterin ist es Ernst - wieder und wieder fordert sie auf und begründet. Die Frau und Freundin neben mir ruft ihrem Freund zu "geh raus!", durchaus freundlich, einfach ein wenig gescheiter. Und der Mann dreht sich um und blafft sie grob an "Halt Du Dein Maul!"

Protest aus allen Ecken, "so nicht!". Und ich frage sie flüsternd "ist das Ihr Freund? Da würde ich aber nochmal drüber nachdenken!"

Das ist auch aus dem Fenster gelehnt. Aber ich meine, frau darf es mal gehört haben, zumal in einer Situation, die sich entsprechend einprägt. Inspirierend ist das allemal.

Herrje - ob nun mit oder ohne, trotz oder wegen Vodka oder etwas anderem - da kultiviert einer mit der größten Selbstverständlichkeit wüsteste Ignoranz; da merkt einer gar nichts mehr. Da braucht´s den Hammer auf den Kopf, damit sich was tut im Oberstübchen.

Die Reaktion darauf ist leider auch eine eher mit der Brechstange als mit Verstand. Da mag Leidenschaft toben, Feingefühl sieht anders aus.

Hart zum Steine-brechen ist das.

Und eine Szene auf dem Klassen-Nikolausfest fällt mir ein. Sie passt nicht ins Bild, durchaus nicht, aber Gedanken haben ja mitunter ihre eigenen Assoziationsmuster.

Es ging darum, dass ich meiner kleinen Tochter auch einen Wichtel mitgebracht habe, obwohl sie weder zur Klasse gehört, noch selbst am Wichteln teilnimmt.

"Das gibt es bei mir nicht", sagt eine Mutter. "Das härtet ab!"

Da stimme ich zu. Das tut es bestimmt.

Aber will man das ?

In der Sauna:

Die Frau geht schließlich raus, und kurz darauf der Mann.

Als sie sich an mir vorbeischiebt, flüstert sie - ich weiß nicht, ob es ihr selbst gilt oder mir - "kümmere dich nicht um ihn". Später sehe ich die Saunameisterin, ihre Kollegin und den Bademeister, und wie sie alle versuchen - lange ohne Erfolg - die beiden Männer zum Gehen zu bewegen. Am Ende regelts die Frau, die besser versteht, was die Stunde geschlagen hat, und die, nebenbei bemerkt, durchaus wehrhaft wirkt und stark und gestanden. Ich bewundere auch die Saunameisterin, die offenbar alle Kniffs der Deeskalationsschulung drauf hat - diese Konstellation hätte auch ganz anders eskalieren können.

Kleiner Vermouthstropfen:

NACH dem Aufguss unterhalten sich die beiden, die sich zuvor getraut hatten, um Ruhe zu bitten, bzw. sich den Posaunisten genauer anzusehen, so laut über das Geschehene wie anfangs die beiden Russen.

Kurios.

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