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Kommunion

Kein ganz leichter Weg
copyright Rottweil ist überall

Sie ist vollbracht, die Erstkommunion. Der Weg dahin war bisweilen aufregender als ich vermutet hätte. Es gab schöne Momente. Aber es gab auch Momente von Streit, Irritation und Spannung. Es ist halt Glaube das Eine, Kirche das Andere. Das Mädel will "bei denen sein, die an Gott glauben", so sagte sie. Und wer wäre ich, da nicht mitzugehen. Sie lebt in einer katholischen Gegend, ging in einen katholischen Kindergarten, geht jetzt in eine katholische Schule - es ist nur folgerichtig. Es sollte ein katholischer Weg sein. Ich selbst habe in dem vergangenen Jahr festgestellt, dass mir das Protestantische doch näher liegt. Die Predigt nimmt einen größeren Raum ein im Gottesdienst und ist gegenwartsbezogener. Aber es ist gut, wie´s ist. 

Unser Dank sieht ungefähr so aus:

Ihr guten Gäste!

Schön war´s. Die Kommunion ist gefeiert, das Geschirr ist gespült, das Chaos noch nicht ganz verräumt, aber die Zeche ist gezahlt und das Wichtigste: Martha ist glücklich. Es gäbe ja eine Zweitkommunion, hat sie jetzt erfahren - und stellt sich ein weiteres Fest vor. Ja, Feste sind immer schön, und wir werden sicher auch wieder welche feiern. Aber so ist das mit der Zweitkommunion nicht gedacht. „Kommunion hast Du, so oft Du in die Kirche gehst und sie haben möchtest“. So ist es doch, oder? Ein paar Feinheiten in diesen Glaubensdingen müssen wir noch klären. „Es war ja nur ein erster Schritt“, sag ich, diese Kommunion. Es geht ja weiter. Plötzlich sind wir ziemlich nah dran an den religiösen Themen. Was sagt uns das alte Testament und was das neue, wie glauben Katholiken und wie Protestanten. Ich habe schon überlegt, einfach mal so in einen Gottesdienst zu gehen, an einem stinknormalen Sonntag. Ich würde gern wissen, wie da gepredigt wird, bei den Evangelischen wie bei den Katholischen; Festgottesdienste sind ja besonders. Tauf – und Kommunionsgottesdienste zum Beispiel sind schöne Gottesdienste und so auf Kinder zugeschnitten, dass die auch mitkönnen. Eine Ostersamstagsandacht dagegen besuchen wir so schnell nicht mehr. Diese zwei Stunden voller unerklärter Rituale und Anrufungen haben eigentlich nur irritiert.

Wir sagen Danke. Wir wissen gar nicht wo anfangen.

Wir sagen Danke

  • zunächst mal jenen, die das religiös begleitet haben, und das gilt, obwohl ich mitunter irritiert staunte, und obwohl dies Staunen sich anfühlt, als wollte es bleiben. Wir bis dahin unkatholischen Glaubens-Analphabeten haben Unterweisung ja nötig. Und wenn ich auch nicht immer folgen kann und Martha gegenüber das Eine oder Andere relativiere, so ist manchmal „gut gemeint“ auch wirklich „gut“, zum Beispiel wenn es hilft, das Eine vom Andern zu unterscheiden.
  • denen, die mit uns in der Kirche waren. Den Schluß fand ich am schönsten, wo die Kinder vorne standen und sangen, „Vom Anfang bis zum Ende, hält Gott seine Hände, über mir und über Dir“, und alle ihre 16 Hände tanzten dazu und Martha hat so gestrahlt. Ach, da geht die Sonne auf auch wenn´s regnet
  • da, wo wir das Fest haben feiern dürfen
  • denen, die es mit uns vorbereitet haben und denen, die halfen aufzuräumen. Es sind mitunter dieselben, denen also doppelt Dank
  • denen, die in diesen Fest-erfüllten Tagen das Kater-Spritzen übernommen haben
  • denen, die gebacken, gekocht oder Salat gemacht haben
  • denen, die von weit her kamen und denen, die sich krank angeschleppt haben
  • denen, die der Kur eine Pause verordneten
  • der Nachbarschaft, die das Gedöns im Treppenhaus aushielt
  • denen, die mit zu Vorbereitungsgottesdiensten, Kreuzwegen, Gewandausgaben usw gingen
  • denen, die Buchs und Palmwedel geschnitten und mit uns Palmen gebastelt haben
  • denen, die einkleideten und Haare richteten
  • denen, die die bezaubernde Tischdeko gebastelt haben
  • denen, die auch unentflammt leuchtend schöne Kerzen schmückten. „Nichts ist entspannender als das zu nehmen was kommt“, steht auf eine geschrieben. Ich will sie anzünden, aber nicht abbrennen lassen. Ich will´s täglich vor Augen haben.
  • denen, die ihr Auto liehen oder Chauffeur spielten
  • denen, die Engelsglöckchen schickten
  • denen, die Schmuck schenkten
  • denen, die Taschen und Beutel schenkten
  • denen, die Plüschtiere schenkten
  • denen, die Zubehör zu Outdoorabenteuern schenkten, wie Taschenmesser, Stirnlampe usw
  • denen, die Hör- und Malbücher schenkten
  • denen, die Musik zum Mitsingen schenkten
  • denen, die schöne Steine mit und ohne Glitzer schenkten
  • denen, die Gutscheine für – und Schnickschnack schenkten
  • denen, die Geld schenkten
  • denen, die viel Geld in vielen 5-Euro-Scheinen und damit einen herrlichen Zählspaß schenkten
  • denen, die der Familie Geld für ein Familienwochenende schenkten. Wir liebäugeln mit dem Haus im Wallis
  • denen, die auch den Bruder beschenkten, der selbst ungetauft ein geliebtes Kind Gottes ist und auch ein paar Wünsche hat
  • denen, die der Mutter Blumen schenkten
  • allen, die uns mit guten Wünschen umgaben
  • und allen anderen, in obiger Liste Unerwähnten, auch

„Bei denen sein, die an Gott glauben“ war der Vater des Gedanken gewesen. Es kommt nicht auf die Geschenke an. Aber willkommen, überraschend und wunderschön sind sie schon. Und man kann schon etwas in Euphorie geraten darüber.

Ich habe mich an meine Konfirmation erinnert. Ich war im Esszimmer mit meinem Cousin, der im selben Jahr Konfirmation hatte. Zusammen haben wir das Geld aus den Umschlägen geholt, es sortiert und Päckchen gemacht, und ich fand toll, so richtig kleine Stapel zählen zu dürfen. Und dann kam der Vater und schalt. Man müsse doch wissen, wer wieviel gegeben hat. Ob 100, 150 oder gar 200 Mark. Weil, wenn nämlich eine Familie zwei Kinder hat, und jener mit drei Kindern jeweils 100 gibt, dann muss die mit drei Kindern andersrum 150 geben. Damit es ausgeglichen ist. Mein Cousin und ich fanden das komisch. Dann könnte man sich das ganze Hin und Her eigentlich sparen, und jeder gibt den Eigenen und fertig. Tatsächlich hat unsere Aktion zu einem Ungleichgewicht geführt. Vater hatte mich gefragt, „wieviel war in diesem Umschlag nochmal drin?“, und ich habe  geraten.  Falsch - wie ich später erfuhr. Das hab ich dem Vater nie gestanden. Normal hätte er dem Cousin zwei Wochen später bei dessen Konfirmation mehr in den Umschlag stecken müssen. Es ist trotzdem was aus ihm geworden. Schätz ich mal.

Und dann saß Martha abends in ihrem Zimmer inmitten der Päckchen und Briefe und Tüten und Umschläge und entdeckte, dass in ganz vielen Geld drin steckte. Und es war so wunderbar zu stapeln und zu sortieren und zu zählen, mal als Addition, mal als Multiplikation. Und der Bruder zählte mit. So macht Rechnen Spaß! Und ich kam dazu und sagte, ganz Tochter meines Vaters, man müsse doch wissen, wer wieviel und so… . Damit, wenn wer gaanz viel reintut, man das irgendwie weiß und dem beizeit entsprechend begegnen kann. Dabei weiß ich, das „viel“ und „wenig“ ja auch ganz relativ ist. Und Martha sagte „Wieso? Danke sagen wir eh allen, egal, was drin ist!“ Da hat sie Recht. Kluges Mädchen. Sag ich ja immer.

Überdies ist sie sehr zufrieden, Anton „eingeholt“ zu haben. Beide haben seit Geburt ein kleines Sparbuch, und auf Antons war immer deutlich mehr, wohl, weil sehr viele Leute ob seinem überraschendem Werden sehr großzügig waren. „Wenn diese zwei alten Bruchpiloten ein Baby… .“ das war schon ein Knüller. Marthas Werden nicht minder, auch ihre Geburt wurde gefeiert, aber sie fügte sich doch in ein da schon reguläres Familienbild, ob dem man nicht mehr ganz so in Ekstase geriet.

Zurück zu den Geschenken. „Wie wenn du eine Bank ausgeraubt hättest“, sagte Anton staunend, als er in das neue Mäppchen guckte.  Wir wissen nicht mehr, was woher kommt. Die Briefe und Umschläge sind alle durcheinander. Die Scheine sind sortiert und gestapelt im neuen Beutelchen. Aber es ist auch egal, wer wieviel und was woher. Der Dank ist derselbe, und er kommt immer von Herzen.

Sie darf ein bisschen für Lumpengruschd auf den Kopf hauen, einen Betrag für einen etwas größeren und vernünftigeren Wunsch ausgeben, der Rest kommt aufs Sparbuch.

Nach der Zweitkommunion werden wir essen gehen. Die Dritt-Viert-Zehnt-und Fünfzigst-Kommunion ist dann einfach das, was sie ist. Und wir tun alles dazu, dass Martha guten Herzens groß wird. Ich bin zuversichtlich und gewiss, Gott, Jesus und alle Heiligen und Engel und auch das gesamte kirchliche Bodenpersonal, wie eine der Tanten die Hochwürden gerne nennt – sie werden ihre Freude an Martha haben.

Ich weiß nicht, ob wir am Fest allen gerecht geworden sind, vielmehr – ob ICH allem gerecht gewordebin. Martha war aufgeregt und als kleines Festkind ohnehin aussen vor. Wenn ich was habe missen lassen, dann tut es mir leid, und ich will gerne das Versäumte bei anderer Gelegenheit nachholen. Auf jeden Fall vergessen haben wir unsere Geschenke, die es gab zu verteilen. Dem kleinen Lieblingscousin werden wir´s schicken. Die Kerzen, sobald getrocknet, werden wir ausliefern. Wer noch eine möchte, darf sich gerne melden. Wir produzieren mit Freuden nach. Eine will ich schmücken mit einem Spruch, der mir dazu angetragen wurde, und den ich sehr schön finde: „Leuchttürme rennen auch nicht auf der Insel herum und suchen Boote, die sie retten könnten. Sie stehen einfach nur da und senden ihr Licht aus“. So ist es. Stehen und Licht aussenden genügt. Und die Glückskekse haben wir auch nicht ausgegeben. Abends haben wir selbst davon gegessen. „Forget your sorrows for half an hour every day and relax“, stand in einem, übersetzt mit “Leg Dir jeden Tag für deine Sorgen eine halbe Stunde zurück und in dieser Zeit mache ein Schläfchen”, was sich doch sehr anders anhört, meine ich. Egal. Passt beides. In diesem Sinne:

Wir sagen allen innigsten Dank, wünschen einen wunderschönen Frühling

und überhaupt eine gute Zeit

bis zu einem Wiedersehen

herzlich

Martha, Anton und Beate

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